Montag, 4. Dezember 2006
Neue Beweise über Organraub in China
Jan Jekielek / Monika Weiß
Die Neue Epoche 20.11.2006 15:30

Der Jurist und ehemalige kanadische Staatssekretär David Kilgour veröffentlicht auf der Asien-Menschenrechtswoche in Warschau neue eindringliche Beweise für den Organraub an lebenden Falun Gong-Praktizierenden*, die in China wegen ihres Glaubens verfolgt werden. (Jan Jekielek/The Epoch Times)

„Es ist unfassbar, stellen Sie sich vor, der Arzt geht mit dem Patienten eine Namensliste durch, auf der Blutgruppen und weitere medizinische Werte erfasst sind und der Patient deutet auf Namen in der Liste. Dann verschwindet der Doktor und besorgt die Organe", so der ehemalige kanadische Staatssekretär und Abgeordnete im kanadischen Parlament, David Kilgour, der am 14. November in Warschau als Asien-Experte einen Vortrag bei der Asien-Menschenrechtswoche hielt.

Acht Menschen für eine einzige Niere in den Tod geschickt

David Kilgour berichtete über seine Nachforschungen zu illegalem Organraub in China, unter anderem über sein Interview mit einem 35-jährigen Mann (Name und Nationalität können aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht werden), der im Jahr 2003 im Volkskrankenhaus Nr. 1 in Shanghai mit einer neuen Niere versorgt wurde. Laut Aussage des Patienten war sein behandelnder Arzt Dr. Tan Jianming, der Generalsekretär der Forschungsgesellschaft China für Dialyse und Organtransplantation. Dr. Tan habe auch in mehreren Militär- und Zivilkrankenhäusern in China hohe Posten inne.

„Dieser Patient hatte eine Konstellation des Immunsystems, für die schwer eine passende Niere zu finden war. Innerhalb von nur acht Tagen wurden ihm vier verschiedene Nieren angeboten und auf ihre Verwendbarkeit geprüft." sagte David Kilgour. Als schließlich keine der Nieren passte, so Kilgour, wurden vier Monate später weitere vier Nieren getestet, von denen die letzte den Anforderungen am ehesten entsprach. Nach der Transplantation verlegte man diesen Patienten zur Genesung in das Krankenhaus Nr. 85 der Volksbefreiungsarmee.

Der behandelnde Arzt hatte seinem Patienten ausdrücklich gesagt, dass diese Organe von hingerichteten chinesischen Gefangenen stammten und dass einige der Organe gegen den Willen des Spenders entnommen wurden.

„Ich bin sicher, dass zumindest ein Teil dieser Organe von Falun Gong-Praktizierenden* stammt, die nie einen Gerichtssaal aus der Nähe gesehen haben und keines Verbrechens für schuldig befunden wurden." so Kilgour.

Der Untersuchungsbericht - ausschließlich Falun Gong-Praktizierende sind Opfer

Kilgour ist Mitautor eines Berichtes, der am 6. Juli dieses Jahres in Ottawa veröffentlicht wurde und mit detaillierten Aussagen den groß angelegten, staatlich betriebenen Mord an Falun Gong-Praktizierenden belegt. Diese lediglich aufgrund ihres Glaubens inhaftierten chinesischen Bürger sterben im Verlauf der Organentnahme, ihre Organe werden mit großem Gewinn verkauft. Alles geschieht absolut geheim. Auf der Grundlage offizieller Datenangaben kommen David Kilgour und der kanadische Menschenrechtsanwalt David Matas in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass die Herkunft der Organe von über 41.000 Organtransplantationen, die in China seit 2001 stattgefunden haben, nicht nachvollziehbar ist und sie nicht von Exekutierten stammen können.

Kilgour ist entsprechend seinen Recherchen zu der Überzeugung gekommen, dass in China neben zum Tode verurteilten Strafgefangenen ausschließlich Falun Gong-Praktizierende als lebende Organspender benutzt werden.

David Kilgour und David Matas sind beide in ihrem Engagement in Sachen Menschenrechte international bekannt. Sie haben es sich zu ihrer persönlichen Aufgabe gemacht, die Ergebnisse ihrer Recherchen über die erzwungenen Organentnahmen in China, bei denen der Tod der Spender skrupellos in Kauf genommen wird, vor die Weltöffentlichkeit zu bringen.

David Kilgour zusammen mit Marek Jurek, dem Vorsitzenden des polnischen Unterhauses. Zuvor hatte Kilgour Jurek seinen Bericht über den Organraub an lebenden Falun Gong-Praktizierenden* vorgestellt. (Jan Jekielek/The Epoch Times)

Engagierte Aufklärung in vier Kontinenten

Seit der Veröffentlichung ihres Berichts im Juli 2006 haben Kilgour und Matas über 20 Länder in Asien, Europa, Australien und Nordamerika bereist, um sowohl Unterstützung zu finden als auch um neue Beweise zu suchen, die den Vorwurf des Organraubes entweder weiter belegen oder entkräften. In dieser Zeit haben sie neben den 18 bisher von ihnen geführten Beweislinien zehn weitere Beweislinien erschlossen, die ebenfalls die Tatsache der erzwungenen Organentnahmen - die systematisch geplant in großem Stil erfolgen - bestätigen. Die Veröffentlichung einer aktualisierten Version ihres Reports ist für Ende des Jahres geplant. Darin soll insbesondere die Verwicklung des chinesischen Militärs in den Organraub eingehender beleuchtet werden.

„Wir hatten gehofft, dass er [der Organraub] bis heute beendet sein würde, aber wir müssen davon ausgehen, dass es noch immer geschieht," sagte Kilgour.

Organtransplantationen von Australiern in China offensichtlich beendet

Nachdem Kilgour im August dieses Jahres vor dem australischen Parlament den Organraub detailliert dargelegt hatte, nahmen die australischen Medien diese Thematik auf.

„Ich habe von einem langjährigen Medizinexperten in Australien Belege dafür erhalten, dass die Anzahl der Australier, die zu Transplantationszwecken nach China reisen, seitdem regelrecht eingebrochen ist. Wir sind erfreut über die Reaktion der Australier", so Kilgour. Trotz alledem zeigte er nur verhaltenen Optimismus.

Die Asien-Menschenrechtswoche in Polen fand als Seminarreihe vom 13. bis 17. November 2006 im Palast der Kultur und Wissenschaft in Warschau statt und widmete sich der aktuellen Menschenrechtssituation in Asien. Im Mittelpunk stand dabei die kritische Lage in Burma, Kambodscha, Nordkorea, Vietnam, China, Tibet und Butan. Schirmherren der Seminarreihe waren der polnische Kulturminister und der Bürgermeister von Warschau.

Im Zuge seines Aufenthaltes in Warschau stellte Kilgour seinen Bericht auch Marek Jurek vor, Vorsitzender im Sejm, dem polnischen Unterhaus.

Auch die Mediziner distanzieren sich

Die Transplantations-Gesellschaft TTS, eine weltweite Organisation, die sich der Weiterentwicklung der Transplantationstechnologie, -ethik und -aufklärung widmet, hat am 6. November eine Stellungnahme zu der Verwendung von Organen von hingerichteten chinesischen Gefangenen veröffentlicht. Darin heißt es:

„Die TTS ist gegen die Entnahme von Organen und Gewebe an hingerichteten Gefangenen und jedem anderen Menschen, der nicht zuvor aus freiem Willen der Entnahme zugestimmt hat."
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* Falun Gong ist eine friedliche Meditationspraxis, deren Popularität in den 90er Jahren enorm zunahm und staatlicherseits im Jahr 1998 auf etwa 100 Millionen Praktizierende geschätzt wurde. Im Jahr 1999 kriminalisierte der damalige chinesische Staatspräsident Jiang Zemin diese Übungspraxis und befahl deren „Auslöschung". Verschiedene Menschenrechtsorganisationen haben die seitdem stattfindende gesetzwidrige Unterdrückung der Falun Gong-Praktizierenden durch das kommunistische Regime in China dokumentiert und angeprangert, doch die Verfolgung geht weiter, mit Schikanen und Verleumdungen, mit Verlust von Studien- und Arbeitsplatz, Arbeitslager und Folter, in vielen belegten Fällen bis zum Tod.

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